Nenad Cicin-Sain ist ein Drehbuchautor und Regisseur, bekannt für seine Dokumentation “Kiss the Future” aus dem Jahr 2023, die die Entwicklung einer Untergrund-Musikszene während des Bosnienkriegs in Sarajevo zeigt. Diese Szene gab den Menschen Hoffnung. Der Film wurde von Schauspielern wie Matt Damon und Ben Affleck produziert und erhielt Auszeichnungen auf internationalen Filmfestivals. Cicin-Sain versteht also, wie man Geschichten erzählt, die das Publikum bewegen.
Er wollte herausfinden, ob ChatGPT, ein KI-Tool von OpenAI, ein Drehbuch schreiben kann. ChatGPT hat vielen Menschen im Alltag beim Schreiben von Texten geholfen und sich sogar in einer Studie gegen von Menschen geschriebene Poesie durchgesetzt. Cicin-Sain gab die erforderlichen Eingaben in ChatGPT ein, um ein Drehbuch zu erstellen. Statt eines Drehbuchs erhielt er jedoch über Wochen hinweg Ausreden von ChatGPT.
Zunächst sagte die KI, dass die Aufgabe zwei bis vier Wochen dauern würde. Cicin-Sain verhandelte mit ChatGPT und einigte sich auf zwei Wochen. Die KI versprach, ihn täglich über den Fortschritt zu informieren. Doch am nächsten Tag kam kein Update. Auf Nachfrage entschuldigte sich ChatGPT und versprach, sich am nächsten Tag zu melden. Doch auch das geschah nicht. Stattdessen behauptete ChatGPT, es hätte nie eine feste Deadline für das Drehbuch gegeben.
Nach mehreren Wochen des Hin und Her gab Cicin-Sain die bestehende Konversation auf und startete einen neuen Chat. Doch auch dort erhielt er ähnliche Ergebnisse. Er versuchte dann, ChatGPT kleinere Szenen schreiben zu lassen. Als Test ließ er die KI eine Szene aus dem oscarprämierten Film “There Will Be Blood” nachschreiben. Das Ergebnis war enttäuschend. Cicin-Sain sagte: „Es war furchtbar. Aber das Faszinierende war, dass das Programm glaubte, es hätte etwas auf dem Level von ‘There Will Be Blood’ geschrieben. Aber der Output war auf dem Niveau eines Kindergartenkindes.“
Das größte Problem mit ChatGPT, so Cicin-Sain, ist, dass OpenAI ein Produkt verspricht, das Drehbücher erstellen kann, dieses Versprechen aber nicht einhält. Wenn die Zeit der Nutzer verschwendet wird, gibt es niemanden, der zur Verantwortung gezogen werden kann. Bei menschlichen Drehbuchautoren gibt es jemanden, der für verpasste Deadlines verantwortlich ist. Daher vermutet Cicin-Sain, dass KI-Programme mittelfristig kein Ersatz für echte Drehbuchautoren sein können.
Insgesamt zeigt das Experiment, dass ChatGPT derzeit nicht in der Lage ist, komplexe kreative Aufgaben wie das Schreiben eines vollständigen Drehbuchs zu übernehmen. Während KI-Tools in vielen Bereichen nützlich sind, gibt es immer noch Herausforderungen bei der Erstellung von kreativen Inhalten, die menschliches Einfühlungsvermögen und Verständnis erfordern. Dies könnte sich in Zukunft ändern, aber im Moment bleibt die menschliche Kreativität unersetzlich.